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Utopie: Zensurfrei! - Teil I

  • Autorenbild: Viktoria Mazurs-Sawall
    Viktoria Mazurs-Sawall
  • 19. Jan.
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 20. Jan.

Über Elon Musk, X, meiner Fehleinschätzung und Alice Weidel


Direkt zur Audio- & Videoaufnahme - Hier klicken


Vor etwa zwei Woche antwortete ich hastig auf den Post eines Bekannten, der eine Umfrage über ein Austreten von der Plattform X (ehemals Twitter) erfragte. Ich wählte „Nein“ und nannte die Plattform einen der wenigen zensurfreien Orte. Leider war meine Aussage impulsiv zwischen Tür und Angel und basierte auf Halbwissen.


Elon Musks Vision von Meinungsfreiheit teile ich: uneingeschränkter Austausch, gepaart mit Verantwortung im Umgang mit Informationen. Dies stärkt Individuen und Gesellschaft, besonders im Umgang mit Vielfalt und Wandel. Kinder und Schutzbedürftige benötigen jedoch besondere Berücksichtigung. Wäre dies überhaupt dem Menschen zumutbar - völlige Transparenz? Braucht Vermittlung Zensur?

 

Zuhause angekommen, wies mich der Bekannte darauf hin, dass es auf X durchaus Zensur gibt. Ich hielt kurz inne und schaute nach, was ich ihm überhaupt geantwortet hatte. Meine Antwort beinhaltete, dass X der "letzte unzensierte Austausch-Ort" sei. Aber stimmt das wirklich? 


In aller Ruhe begann ich zu recherchieren. Es war eine dieser Erfahrungen, die mich daran erinnern, Kommentare lieber in Ruhe abzugeben, anstatt sie wie gesagt zwischen Tür und Angel rauszuhauen. 

 

Es ist wohl (m)ein Wunsch, dass X ein zensurfreier Raum ist. Mein Abend und die darauffolgenden Abende verbrachte ich mit Recherche. Einige wesentliche Ergebnisse möchte ich mit Ihnen teilen: 


So schrieb Elon Musk am 26. April 2022 auf X: 

"Mit "Meinungsfreiheit" meine ich einfach das, was mit dem Gesetz übereinstimmt. 
Ich bin gegen Zensur, die weit über das Gesetz hinausgeht. 
Wenn Menschen weniger Meinungsfreiheit wollen, werden sie die Regierung bitten, entsprechende Gesetze zu erlassen. 
Daher ist es widersprüchlich zur Volksmeinung, über das Gesetz hinauszugehen." 

Erste Erkenntnis meiner Recherche:

Die von mir ersehnte Meinungsfreiheit endet auf X dort, wo die Gesetze eines Staates beginnen!


Definition von Zensur

Zensur ist die bewusste Kontrolle oder Einschränkung von Inhalten durch staatliche, institutionelle oder private Akteure. Mensch kann diese für positive oder auch negativen Einfluss nutzen.  


Das Timing für den Austausch mit meinem Bekannten hätte nicht besser sein können, denn durch meine Recherche erfuhr ich schnell, dass am 09.01.25 die deutsche Kanzlerkandidatin Alice Weidel ein Gespräch mit Elon Musk auf X führen würde. Dazu kommen wir später noch. Mein Interesse war jedenfalls mehr als geweckt, hier etwas tiefer zu gehen.  

 

Vermittlung bedeutet das Verknüpfen von Informationen und Interessen, um einen klaren Austausch zu ermöglichen. Plattformen wie X agieren als Medienkanäle, die mithilfe von Algorithmen steuern, welche Informationen Nutzer erhalten. Diese Filterung kann zu Polarisierung und Informationsblasen führen, was zu einer einseitigen Wahrnehmung führen kann, ähnlich wie mit personalisierter Werbung, die genau auf unsere Interessen abgestimmt ist. 

 

Interessanterweise beschreibt der Duden Zensur als "Benotung". Eine weitere Bedeutung ist die "Kontrolle, Überprüfung von Briefen, Druckwerken, Filmen o.Ä., vor allem auf politische, gesetzliche, sittliche oder religiöse Übereinstimmung", die von zuständigen Stellen, besonders staatlichen Behörden, vorgenommen wird. Dies betrifft die Information, die den Nutzern zugänglich gemacht wird. 

 

Was der Zensur unterliegt, entscheiden also die jeweiligen Kontrollmächte oder die Stellen, die Zensur ausüben (Staaten, Organisationen). Man könnte auch von "Benotung" oder "Bewertung" sprechen, die nach bestimmten Parametern erfolgt. Diese Parameter werden von den Kontrollmächten festgelegt. 


Das Ding ist: Machtverhältnisse ändern sich.


Twitter Files - Beispiel für Zensur und Transparenz


Im Jahr 2022 kam es zu einem medialen Machtwechsel, als Elon Musk, der weltweit bekannte Unternehmer, Twitter für 41 Milliarden Euro erwarb. Aus seiner Perspektive war vieles auf der Plattform von Zensur betroffen. Es wurden gezielt Informationen gefördert oder zurückgehalten. Ende 2022 wurden Teile dieser Praktiken in den sogenannten "Twitter Files" öffentlich gemacht. 

 

Diese ""Twitter Files" legten u.a. offen:  

 

  • Entscheidungen, Tweets oder Konten zu sperren oder deren Reichweite einzuschränken 

  • Einsatz von "Shadowbanning": Twitter drosselte die Sichtbarkeit von Inhalten oder Nutzern, ohne diese direkt zu sperren 

  • Einfluss von Regierungen und Organisationen, etwa durch Einschränkung der Reichweite oder Kontosperrungen 

  • Hunter-Biden-Laptop-Skandal: Während der US-Wahl 2020 wurde die Reichweite eines New York Post-Berichts über Hunter Bidens Laptop eingeschränkt, basierend auf Richtlinien zu "gehackten Inhalten" 

 

Fakt ist, dass die öffentliche Meinung bei Twitter beeinflusst wurde, und das wird kritisiert. Die Twitter Files zeigen, dass Moderationsentscheidungen von internen Bewegungen und teils von äußerem Druck beeinflusst wurden, was zu Vorwürfen der Zensur führte, da offensichtlich die öffentliche Meinung beeinflusst wurde. 

 

Moderation ist wichtig, um Inhalte zu überwachen und sicherzustellen, dass alles in die richtige Richtung geht. Sie hilft dabei, dass Informationen zwischen Sender und Empfänger klar und zielgerichtet übermittelt werden, während Qualität und Zielsetzung gewahrt bleiben. Wir können uns fragen welche Ziele die zensurausübenden Machtkräfte haben.

 

Es gibt Befürworter der Veröffentlichung der Twitter Files, die sie als Qualitätssteigerung der Informationsverbreitung sehen durch Transparenz. Kritiker werfen jedoch vor, dass Musk sie selektiv nutzte, um seine eigenen Ansichten zu fördern. Zudem wurden Regierungen und Organisationen mit Beeinflussung in Verbindung gebracht, was politisch schädlich für die bisherigen Machkräfte war. 


Das Leaken der Twitter Files verdeutlicht, wie komplex die einfache Idee von Informationsverbreitung sowie -austausches ist, und damit auch die Idee der Vermittlung. Zumal in diesem Fall ein polarer Machtwechsel vorliegt, damit einhergehend: politische Ausrichtung sowie wirtschaftliche Kraft und monetärer Einfluss.


Erkenntnisse für Vermittlung durch Zensur am Bsp. X


  1. Vermittlung durch Plattformen wie X ist selektiv

    Die Vermittlung auf Plattformen wie X ist selektiv und beeinflusst durch interne Richtlinien, Algorithmen sowie externen Druck, etwa von Regierungen. Dies führt zu einer fehlenden Neutralität. Ein Beispiel ist das "Shadowbanning", bei dem die Reichweite von Inhalten heimlich eingeschränkt wird, ohne dass die Nutzer es bemerken. 


  2. Intransparenz der Vermittlungsprozesse 

    Das Vertrauen in z.B. Twitter sank wegen undurchsichtiger Inhaltsentscheidungen. Die Qualität der Vermittlung nimmt ab. Das Leaken der Twitter Files erhöhte die wahrgenommene Transparenz und brachte Hoffnung auf gesteigerte Qualität durch die Transparenz. Undurchsichtige Algorithmen und Moderationsrichtlinien können die Informationsvermittlung beeinflussen.


  3. Machtpolitik - ausgeübt durch Vermittlung 

Zu beobachten ist, dass Plattformen viel Macht über die Kontrolle von Informationen haben. Diese Macht kann sowohl positiv als auch negativ genutzt werden. Die Einschränkung oder Förderung bestimmter Inhalte kann die öffentliche Meinung beeinflussen. 

 

Die Veröffentlichung hat eine Debatte über die Rolle sozialer Medien in der Gesellschaft mal wieder angestoßen: 


Wie können Plattformen eine faire Vermittlung gewährleisten? 

Welche Maßnahmen (wie externe Kontrollmechanismen) sind nötig, um Transparenz und Verantwortlichkeit in der Vermittlung sicherzustellen? Wie müssten Algorithmen angepasst werden? 

Die Twitter Files haben gezeigt, dass nicht alle Machtkräfte Transparenz im Moderationsprozess erstrebenswert erachten.  


Was das Leaken der Twitter Files über Vermittlung zeigt 

Das Leaken der Twitter Files zeigt, dass die Informationsvermittlung in sozialen Netzwerken selektiv ist und von Machtstrukturen geprägt wird. Die Veröffentlichung der Twitter Files unterstreicht die Notwendigkeit von Transparenz und kritischer Prüfung dieser Prozesse. Sie zeigt auch, dass Kontrolle durch Zensur gesellschaftliche Folgen hat. Und je nach angehöriger Machtstruktur ändern sich die Perspektiven und damit die Moderationsrichtlinien. Und schon ist die Rolle der Eigenverantwortung jedes Einzelnen essentiell für friedvolles Zusammenleben.  

 

Wie würde eine faire Online-Vermittlung konkret aussehen? "Fair" bedeutet gerecht im Verhalten anderen gegenüber. Und "gerecht" bedeutet, nach bestehenden Gesetzen handelnd und urteilend.  

 

Transparenz wird zunehmend von vielen Nutzern und nach Codex arbeitenden Journalisten gefordert, um sicherzustellen, dass die Vermittlung von Informationen möglichst pluralistisch erfolgt.


Hat sich die Zensur durch den Eigentümerwechsel und den Kauf der Plattform X verringert?

Dies erfahren Sie in Teil II.


Teil II beleuchtet Beispiele für Zensur nach der Übernahme von X durch Elon Musk und verdeutlicht seinen Einfluss, etwa im Gespräch mit der Kanzlerkandidatin Alice Weidel.


Dieser Beitrag vermisst jedoch eines: Ihre Gedanken und Ergänzungen hierzu.  

Wie denken Sie über das Thema?



Braucht Vermittlung Zensur?



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