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Was hat die Verschiebung der Richterwahl mit Vermittlung zu tun?

  • Autorenbild: Deal-Ing International
    Deal-Ing International
  • 14. Juli
  • 3 Min. Lesezeit

Ein Überblick über ein politisches Durcheinander – und warum es mehr bedeutet als nur eine vertagte Abstimmung.


Was ist passiert?

Eigentlich sollte am 11. Juli 2025 im Bundestag eine neue Richterin für das Bundesverfassungsgericht gewählt werden: Frauke Brosius-Gersdorf, vorgeschlagen von der SPD. Kurz vor der Abstimmung zog die CDU/CSU jedoch ihre Zustimmung zurück – ohne vorherige Ankündigung. Die Wahl wurde vertagt – ein seltenes und deutliches Zeichen, dass etwas gewaltig schiefläuft.


Warum ist das so besonders?

Normalerweise läuft die Wahl von Verfassungsrichtern eher ruhig und hinter verschlossenen Türen. Das liegt daran, dass dafür eine Zwei-Drittel-Mehrheit nötig ist – man muss sich also parteiübergreifend einig sein. Diese Art der Wahl soll sicherstellen, dass keine Partei das höchste Gericht politisch „besetzt“. Dafür braucht es: Vermittlung.


Demokratie bedingt der Vermittlung
Funktionierende Demokratie bedingt der Vermittlung

Was heißt eigentlich „Vermittlung“?

Vermittlung heißt: den Ausgleich zwischen unterschiedlichen Interessen organisieren – methodisch, ehrlich und vertrauensvoll. Ziel ist eine Entscheidung, mit der alle leben können. Und zwar so, dass sie auch verständlich, transparent und fair zustande kommt.

In diesem politischen Fall hätte Vermittlung bedeutet:

  • Bedenken zur Kandidatin vorher klären, nicht in letzter Minute

  • Sich an getroffene Absprachen halten

  • Die Öffentlichkeit nicht mit plötzlichen Wendungen überraschen


Wer hat wie reagiert?


SPD

War ziemlich sauer. Laut Fraktionschef Miersch sei die Kandidatur längst mit der Union abgesprochen gewesen. Das plötzliche Umschwenken sei ein klarer Vertrauensbruch. Außerdem verteidigte die SPD ihre Kandidatin gegen den Vorwurf eines Plagiats.


Union (CDU/CSU)

Begründete ihren Rückzug mit „Zweifeln an der Überparteilichkeit“ der Kandidatin – unter anderem wegen ihrer Haltung zu Abtreibung oder ihrer juristischen Vergangenheit. Die Kritik kam allerdings erst kurz vor der Abstimmung – ein Zeitpunkt, der politisch schwer erklärbar bleibt.


Grüne

Zeigten sich enttäuscht vom Vorgehen der Union und warnten vor einem Verlust des Vertrauens in parlamentarische Verfahren.


AfD

Witterte ihre Chance. Die Partei zeigte sich zufrieden, dass sich der politische „Altparteien-Konsens“ aufgelöst habe – und forderte, künftig selbst mitreden zu dürfen.


Woran es gefehlt hat

Die Wahl hat deutlich gemacht, wo Vermittlung nicht funktioniert hat:


  • Absprachen wurden nicht eingehalten

  • Probleme wurden zu spät angesprochen

  • Die öffentliche Kommunikation war konfrontativ statt lösungsorientiert

  • Verfahren wurden taktisch ausgereizt, statt gemeinsam getragen


Weil Politik von Taktik geprägt ist, sind ein paar Fragen aufgekommen:


 Kam das späte Nein der Union wirklich spontan – oder war das geplant? Und von wem?Wurde die Kandidatin gezielt platziert, um politische Richtung mit zu prägen?


Solche Fragen streifen natürlich schnell das Feld der Spekulation. Und aus Sicht guter Vermittlung gilt: Erst mal intern sauber hinschauen, bevor man nach außen mit Misstrauen um sich wirft.


Empfehlungen für die Parteien


Union

  • Kritik frühzeitig und transparent äußern

  • Verlässlichkeit wiederherstellen


SPD

  • Kandidatenwahl stärker absichern (Interessenausgleich durch aktive transparente Vermittlung)


Grüne

  • Vermittlerrolle zwischen Koalitionspartnern offensiv wahrnehmen

  • Demokratische Prinzipien ruhig, aber klar vertreten, statt die AfD ausschließen zu wollen und lieber auf Auswirkungen hinweisen


AfD

  • Nicht nur blockieren, sondern konstruktiv mitarbeiten und auf Auswirkungen hinweisen



Vermittlung ist nicht „nett gemeint“ – sie ist politisch notwendig

Die Richterwahl war mehr als eine verschobene Abstimmung. Sie zeigt auf, was fehlt: Vermittlung.


Vermittlung ist der methodische Kern einer funktionierender Demokratie.

Sie heißt:

  • Reden, bevor es knallt - mit Transparenz für das Volk (Utopie?)

  • Zuhören, auch wenn’s unbequem wird - statt polemisch im Bundestag zu beleidigen und zu unterbrechen

  • Gemeinsame Lösungen finden!


All die drei genannten Punkte beginnen im Übrigen mit einer tugendhaften inneren Haltung, zu der zählt: Der Wille zur Einigung und der Bereitschaft dahingehe zu vermitteln.


Ohne das wird Politik zum Spektakel und intriganten Machtspiel. Und die Institutionen verlieren das, was sie zusammenhält: Glaubwürdigkeit und die machtvolle Zustimmung des Volkes, ohne das die Demokratie wertlos ist.


Was meinen Sie, brauchen Akteure der Politik mehr Schulung in der Methodenkompetenz, hier speziell in der Vermittlung?




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